In den Coronazeiten kam mir die Idee, meine Installationen zu betexten. Abstruse Geschichten, seltsame Begebenheiten schenkten meinen Arbeiten eine neue Dimension.

Viel Spaß beim Lesen.

 

 

 

Sie war sich nie sicher, welcher Buchstabe ihr am besten gefiel, das elegant schmale N oder das verspielte Z oder vielleicht doch das witzige O, das eine Haarlocke in seinem Bauch trug. Jeder Buchstabe hatte für Ariana seinen eigenen Reiz, und so arbeitete sie äußerst sorgsam und vorsichtig, wenn sie, den Kopf leicht gesenkt, ihre Nadel in den weißen Leinenstoff piekste und Stich für Stich die Monogramme stickte. Wenn sie konzentriert arbeitete und nur ab und zu durch das Gitterfenster den Blättern beim Tanzen nachschaute, dann konnte sie zehn Monogramme fertigstellen und abends 50 Pfennige, die Frau Mühlhausen ihr auf den Tisch zählte, der Mutter nach Hause bringen.

 

 

Matti Hämaläinen aus Suomussaämi war ein begnadeter Schreiner, der bei Kauko Kaalipäa in Rautasahmi gelernt hatte. Sein Ruf als Saunabauer war weit über die Gemeindegrenze von Suomussaämi bekannt, ja, sogar in der Gegend von Punkalaidun und Miehikkälä bestellte man oft Saunahäuschen  bei Matti Hämaläinen. Er verwendete ausschließlich besonders lang abgelagerte Birken-holzlatten aus den Wäldern um Uusikaupunki, Pieksämäki und Kanunonkoski. Und wenn Matti Hämaläinen mit seinen Kumpels Pekka Paikkala, Arvo  Moittivainen und Veikko Ruokolahti anreisten, dann konnte man sicher sein: In acht bis neun Wochen war die Sauna fertig gebaut.

 

 

 

Dt. Akademiker-Ehepaar (Oberarzt/Radiologe am Klinikum, lebenslang verbeamtete Studienrätin) mit drei Kindern (Anna-Luise, 13 Jahre, 7. Klasse mat.-nat Gymnasium, lernt Klavier(elektronisch); Ferdinand, 11 Jahre, 5.Klasse neusprachl. Gymnasium, Gewinner des renommierten Gregori-Schachpreises; Carolina-Sophie, 8 Jahre, 2.Klasse der Priv.Merz-Schule) sucht ab sofort eine 6-Zimmerwohnung im Zentrum und Umgebung. Wir sind alle kulturbeflissene NichtraucherInnen, umweltbewusste VegetarierInnen und fahrradbegeisterte ÖPNV-Anhänger. Wir besitzen kein Haustier und keinen Zweitwagen.

„Merde!“, entfuhr es Marcel P. und mit hektischen Wischbewegungen, den Blick angespannt auf die Tür gerichtet, versuchte er, das Malheur zu beseitigen. Aber es war zu spät. Mamans duftende Madeleines badeten auf dem Parkett genüsslich in einer breiten Teelache, alles vereinigt zu  einem hellbraunen Etwas. Nein, aus dem wärmenden Nachmittagstee mit Maman würde heute nichts mehr werden. „Tant pis“. Darjeeling mochte er eh nicht, aber um die Madeleines war es richtig schade.

 

 

 

Wer bringt die schönsten Schäfchen?

Das kann der Baldrian.

Mit ein, zwei, drei, vier Tröpfchen

vergeht der Alltagswahn.

 

Dann weidest du die Schäfchen

Still um dein warmes Bett.

Du wandelst in den Wolken

Und einmal aufs Klosett.

 

                                             (frei nach Hoffmann von Fallersleben) 

 

 

 

Nicht schon wieder! Mit energischer Hand zog Frau Kommerzienrat Cordelia von Soden den schweren Samtvorhang zur Seite. Schon wieder war der blankgewachste Parkettboden im Kinderzimmer ihres einzigen Sohnes Anselm von Soden übersät mit zahlreichen Tierfiguren, in ausladender Spirale sorgsam aufgestellte Zweierreihen, die Kleinen zuerst, eine feierlich anmutende Prozession. Warum ruht seit Wochen der großartige Märklin-Baukasten, das teure Geburtstagsgeschenk von Anselms Pate Gregor von Soden, unberührt im Regal? Nein, Cordelia von Soden war nicht bereit, sich von ihrem Traum zu verabschieden, Anselm in einer Reihe neben den berühmtesten Ingenieuren der Stadt zu sehen. Mit einem tiefen Seufzer bückte sie sich und ließ einige Tierfiguren in der weiten Innentasche ihres Kleides verschwinden.

 

 

 

Wer jetzt keine Schachtel hat,

         baut sich keine.

Wer jetzt allein ist,

         wird es lange bleiben.

 

                                                         (nach Rilke)

 

 

 

Sie wusste es die ganze Zeit: Es wird ein Junge! Schon Monate vorher war sie sich sicher, dass Blau die richtige Farbe sein werde, ja, sie träumte sogar in Blau: der blaue Kinderwagen, den sie stolz durch die Straßen schiebt, die blaue Wiege, die sie sanft und vorsichtig anschubst, denn darin liegt er, der kleine, blaue Prinz. Ein schriller Telefonruf riss sie aus ihren Träumen. “Schwiegermama, alles ist wunderbar! Du hast eine gesunde, süße Enkelin, Emma heißt sie.“

 

 

                                 Lebensweisheiten aus der Suppenküche

 

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, denn Liebe geht durch den Magen. Und wenn man ein Haar in der Suppe findet, dann soll man nicht seinen Senf dazugeben, sondern den Gürtel enger schnallen und als Trauerkloß, der auch nur mit Wasser kocht, sein eigenes Süppchen kochen. Denn viele Köche verderben den Brei und riechen den Braten.

Quatsch mit Soße!

 

 

 

In Glangorm Castle, einem altehrwürdigen Gemäuer aus dem 16.Jahrhundert im schottischen Hochmoor, wo ab September ein nasskalter Wind über die Ebenen pfeift, findet der durchgefrorene Besucher, wenn er die neogotische dunkle Eingangshalle durchquert hat, zur rechten Hand die zweiflüglige Tür zum Kaminzimmer und darin in der schlecht ausgeleuchteten Ecke, fast unscheinbar, die verschlossene Glasvitrine. Kein Besucher - und es waren viele in Glangorm Castle, seit Sir Timothy Ingilby von seiner ersten und letzten Antarktisexpedition verletzt und seltsam entrückt zurückkam – nicht einer vermochte, Sir Timothy das Geheimnis des elfenbeinartigen Zahnstochers zu entlocken, der wie eine kostbare Preziose auf einem kleinen roten Samtkissen ruhte. 

 

 

Alois Dimpflhuber war in dritter Generation Bierbraumeister der angesehenen Privatbrauerei Schwarzer Bockstein in Obersöldhofen am Dattersee. Seit Jahrzehnten war das gutgehütete Braurezept – angeblich soll es von den Kapuzinermönchen am Simmerlingberg stammen – für das in ganz Niederbayern bekannte Schwarzbier in den sicheren Händen der ehrwürdigen Dimpflhuber-Bierbraumeisterdynastie. Doch wer  kann ermessen, wie es Alois Dimpflhuber zu Mute war, als ihm  bei seiner letzten Probe, er beugte sich gerade über den offenen Braukessel, als  … …  „Himmiharrschaftzaggrament-zefixallelujamilextmarschscheißglumpvarrecktz!“

 

 

Bau aus / häng aus / schraub ab / nimm heraus /

hebe an / zieh heraus / tauche ein / trockne ab /

raue an / streiche ver / presse an / fädle ein /

pumpe auf / hebe drauf /

 

 

         Und, hat’s geklappt?

 

 

 

 

Im Hotel Zur Stillen Post, das erste und einzige Haus im fränkischen Kurort Bad Buggenau, durfte das Zimmer Nr. 28, ein helles, freundliches Eckzimmer mit Doppelbett im 2. Stock, nicht vergeben werden, und wenn Gäste um eine Übernachtung in diesem Zimmer baten, wurden sie von dem Concierge mit einem freundlichen „Tut uns leid, wir sind ausgebucht“ weggeschickt.

 

 

Kurz nach seiner Zusage, Antonie, seine Fünfthenne, als Gleichstellungs-beauftragte zu berufen, befielen Theophil Edler zu Zäumlingen, Träger des dreifarbigen Buntschwanzordens am Bande, große Zweifel, ob er klug gehandelt hatte, als die beiden Unterhändlerhennen Senta und Selma, die schon länger auf der hinteren linken Stallstange für Unmut sorgten, ihm den Antrag der Hennenversammlung unterbreiteten und den er in gewohnter Generosität genehmigte. Meinte er nicht ein  Zuzwinkern in den Augen der Hennen gesehen zu haben?

 

 

 

kobaltblau mitternachtsblau türkisblau 

enzianblau  saphirblau  aquamarinblau

dunkelblau  ultramarinblau  königsblau

marineblau   vergissmeinnichtblau

jeansblau  grünblau azurblau hellblau

blassblau pastellblau kornblumenblau

 

 

Welches Blau siehst du?

 

 

 

 

Nein, sie war sich absolut sicher! Nie und nimmer wollte sie sich das antun! Dann lieber ein Leben ohne Mann. Dieses Affentheater, das Gundula gestern wegen ihres ersten Tanztees veranstaltet hatte, bestärkte sie in dem Entschluss, auf Dauerwelle und Nylons für immer zu verzichten. Dieses dünne, feine Strumpfzeug, das, kaum übers Bein gezogen, von hässlichen Laufmaschen durchzogen war. Nein, sie bleibt bei ihren flott geschnittenen Hosen, und höchst zufrieden mit ihrer getroffenen Entscheidung, entsorgte sie den aquamarinfarbenen Strumpfhalter, den Gundula ihr überlassen hatte, in die Mülltonne.

 

 

Anton, Amelie, Carlo, Sophie, Tom, Aaron, Valentin, Lucia, Helene, Laetitia, Sophia, Maria, Yasmin, Jonas, Henri, Lina, Eden, Charlotte, Paul, Christina, Selma, Jakob, Joris, Sarah, Fabian, Julika, Ben, und, und, und … . Meine Arbeit geht nie aus. Von wegen saisonaler Urlaub! Ich war und bin im Dauereinsatz! Den Schnabelbruch holte ich mir beim Drillingstransport vor drei Jahren. Krankmelden geht da nicht. Aber ich tu’s ja gern.

 

 

 

Tanguy LeBlanc, Lehrjunge im ersten Jahr bei Monsieur Cabuse, Sternekoch der Extraklasse, war ein lieber Junge, der stets bemüht war, alles richtig zu machen. Wie konnte er wissen, dass der Rührbesen, den er zum Reinigen von der Wand nahm, der heilige Rührbesen war, mit dem Monsieur Cabuse vor vielen Jahren seine weltberühmte Thunfischsoße angerührt und so verfeinert hatte, dass sie, in Blechdosen konserviert, in alle Welt, ja sogar an den japanischen Kaiserhof geliefert wurde, wo sie dem Tenno so gemundet hatte, dass dieser Monsieur Cabuse als erstem Nichtjapaner die Erste Klasse des Ordens der Aufgehenden Sonne verliehen hatte. Tanguy konnte auch nicht wissen, wie Monsieur Cabuse reagieren würde, wenn er seinen heiligen Rührbesen sehen würde, sauber geschrubbt und von den letzten Thunfischsoßenresten befreit.

 

 

 

Stuttgart, du süße, du leckere Schokostadt.

 

                               Eszet 1857 - 1957

                              Ritter  1912 – 1930

                           Waldbaur 1848 – 1977

 

                          Moser-Roth 1846 - 1942

 

 

 

Es war mitten im Benedictus, als Corelian, schon leicht ermattet vom Blasebalgtreten, die Lösung für sein Vorhaben einfiel. Kantor Laurentius war bestechlich. Großmutters Vanillekipferl, die sie in der Blechdose, ganz hinten auf dem Küchenregal aufbewahrte, würden Kantor Laurentius bestimmt bewegen, Corelian eine kleine Zeit auf der Orgel spielen zu lassen. Und wenn er dann die Passacaglia spielend alle Principalpfeiffen erschallen ließ und die vollen Töne in das Kirchenschiff hinabstürzten, dann … “Corelian, tritt weiter, los weiter…!“

 

 

Vor langer, langer Zeit lebte im tiefen Tal ein Mädchen, das konnte Wolle so fein spinnen und stricken, dass selbst die Sonne neidisch wurde. Eines Tages kam ein junger Fremder ins Tal, den Rucksack gefüllt mit goldglänzenden Seidenspulen. Das Mädchen war entzückt und wollte ihm alle Spulen abkaufen, als das treue Schaf, das schon viele, viele Jahre die Wolle schenkte, neben das Mädchen trat und sprach:“ Bleib bei deiner Wolle, und lass die Seidenspulen sein, sonst geht es dir wie dem Spinnmädchen aus dem breiten Tal, dem nach dem Seidenspinnen beide Arme weggezaubert waren.“

 

 

(möglicher Epilog : Da besann sich das Mädchen und dankte dem Fremden für den Besuch.)

 

 

Ruhig und majestätisch residiert es über den weitläufigen Park, das Schloss Belvedere, errichtet im 18. Jahrhundert und Namensgeber des 3. Wiener Bezirks, dessen prunkvolles Treppenhaus zur ersten Etage führt, wo im Grünen Kabinett, ganz hinten in der Ecke ein kleiner vergoldeter Rahmen hängt, in dem sich,  auf glänzendem Satin gebettet, ein goldenes Kästchen befindet. Die unzähligen Touristen, die tagtäglich, mit Smartphones und Selfiesticks bewaffnet, hastig durch die Räume strömen, auf der Suche nach den fotogenen Böcklins, Klimts und Schieles, übersehen dieses Kleinod, von dem kein einziger Besucher die ungewöhnlichen Hintergründe der höchst verwunderlichen Aufschrift jemals erfahren wird.

 

 

Sonntagmorgen früh um acht

nach einer durchwachten Nacht

meinte Ben:“ Ich wand’re aus

und such‘ mir ein neues Haus.“

 

Schnappte flugs die Wackelente,

zog sich rasch und sehr behende

seine Regenstiefel an.

Was klein‘ Ben so alles kann!

 

Jetzt die Klinke fest gedrückt!

Puh! Das wäre auch geglückt!

Als er hörte:“Pfannenkuchen!

 

Ben, willst du ein Stück versuchen …“

 

 

 

Kurt Klatschke fühlte sich nicht wohl. Der schwere Samtsessel, in dessen Tiefen er versank, nachdem die Sekretärin ihn in Herrn Kommerzienrat Molts Büro gebeten hatte, der grellfarbige Perserteppich unter seinen Füßen, der voluminöse Mahaghoni-Schreibtisch vor seinen Augen, nein, das ganze Zimmer strahlte eine dralle Lebensfreude aus, die Kurt Klatschke sehr, sehr fremd, ja, fast unangenehm war. Und als die Sekretärin, um ihm die Wartezeit zu versüßen, auf dem Seitentischchen frisch aufgebrühten Mokka und Zigaretten – aus der hauseigenen Produktion – anbot, war sich  Kurt  Klatschke nicht mehr sicher, ob er die ausgeschriebene Stelle als Lehrer an der neugegründeten Wal-dorfschule annehmen sollte. Er verabscheute Kaffee, und Ziga-rettenrauch verursachte ihm Brechreiz. Er beschloss, sobald er wieder allein im Raum war, aufzustehen und zu gehen, als im großen Schwunge die Tür sich öffnete. “Herr Klatschke, entschuldigen Sie die Wartezeit,…“ 

 

 

                          Rechenaufgabe

 

Angenommen, eine schwarzweiße Kuh füllt täglich eine Kanne mit Milch.

 

Wie lange dauert das, wenn sie das 2994mal versucht, obwohl sie keinen Euter hat?

 

 

Obwohl Bertha Bürkle wusste, dass im Stift zur grünen Au, in dem  sie seit ihrem 79. Geburtstag lebte, ihr Geheimnis gut verborgen war, verhielt sie sich äußerst umsichtig und achtete darauf, dass niemand ihr zusah, wenn sie ihr tägliches Ritual morgens um acht nach dem Frühstück ausführte. Sie öffnete die oberste, schwergängige Schublade ihres Biedermeier-Sekretärs, strich sachte und liebevoll mit dem Zeigefinger über jedes Porzellanschälchen, murmelte etwas nur ihr Verständliches und drückte nach einer kleinen Weile mit energisch frohem „Bis morgen!“ die Schublade wieder zu.

 

 

 

 

 

Was stelle ich an?

Was schalte ich aus?

 

 

Soll ich’s lassen?

 

 

 

 

Das war ihre Lieblingszeit auf der Weide: am späten Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr brannte, unter der Linde liegend, den süßlichen Duft durch die Nase ziehen lassen und ungestört vom lästig lauten Malmen der Schwestern, die unten am Bach im Schatten dösten, die weißen Wolkenungetüme weiter ziehen zu sehen, um dann mit zu schweben ins Blaue hinein - weit, weit weg.

 

 

Propan. (dpa) In Propan, Kreis Weidenflach-Werder, wurde letzte Woche mit einer Stimme Mehrheit der Abfallbehälterschutz-beauftragte Kasimir A. Schaf in seinem neuen Amt für zwei Jahre bestätigt. Das Bild zeigt Kasimir A. Schaf bei seiner ersten Inspektion auf dem unteren Wanderparkplatz der Gemeinde Propan.

 

 

Eigentlich wollte kurz vor dem Hauptgang Mrs. Tilly MacFreggan, die zweite Oberköchin von Countess Samantha de Winter, eine äußerst mäkelige Feinschmeckerin, die zum herbstlichen Lunch nichts lieber mochte als heißsautierte Grünlippmuscheln - aus Nord-Süd-Wales versteht sich – zusammen serviert mit Mrs. Tilly MacFreggans köstlicher, nach dem Rezept ihrer Großtante Elliot Sinclair drei Tage lang eingekochter Hühner- knochenbouillon, im grünen Blattgold-Geschirr gereicht, das die Countess nur samstags auftragen ließ, um den dünnen Tellerrand zu schonen, der so fein ziseliert war, dass sogar Mr. Gregor Speechie, ein vom Hause de Winter geschätzter Historiker und im Hauptberuf Auktionator bei Christies, meinte, selbst die Chinesen hätten kein feineres Porzellan herstellen können, aus der Speisekammer, zu der nur sie den Schlüssel besaß, die Hühnerbouillondose holen.

 

 

 

Gandolf Grünspecht wurde von allen belächelt, was ihn nicht wirklich störte, war er doch überzeugt, der einzig wahre Cyclist seines Viertels zu sein. Sein Rixe-Fahrrad mit der Torpedo-Dreigangschaltung funktionierte seit 35 Jahren einwandfrei, der Seitenläufer-Dynamo und Glühbirnchen leuchteten jeden Weg fast aus und mit seinem Speichenschloss hatte er nie Probleme. Doch als er am letzten Samstag kurz hinter der Hasenbergsteige einem liegengebliebenen 27-Gang Mountainbike-Pedelec Fahrer mit seinem Reparaturkasten geholfen hatte, konnte er leise lächelnd ein sanftes Überlegenheitsgefühl nicht unterdrücken.

 

 

Schlaf, Kindlein, schlaf,

im Schlaf da bist du brav.

Im Schlaf, da räum‘ ich auf das Haus,

seit Wochen komme ich nicht `raus.

Schlaf, Kindlein, schlaf.

 

Trink, Kindlein, trink,

zwei Fläschchen unbedingt,

denn ist es voll dein Bäuchelein,

dann machst du laut ein Bäuerlein.

 

Trink, Kindlein, trink.